23

Kade war erst ein paar Stunden weg, aber die Warterei machte Alex ganz verrückt.

An Schlaf war nicht zu denken, auch wenn sie in letzter Zeit nur wenig bekommen hatte. Sie hatte Luna schon ihr Frühstück gegeben und geduscht, und wenn sie jetzt noch weiter durch ihr winziges Häuschen tigerte auf der Suche nach noch etwas, das sie abstauben, schrubben oder gerade rücken konnte, würde sie noch einen Schreikrampf kriegen.

Vielleicht sollte sie Jenna einladen rüberzukommen.

Oder noch besser, zu ihr rüberfahren. Sie konnte weiß Gott ein bisschen Ablenkung durch Gesellschaft brauchen, solange ihr Herz sich wie in einem Schraubstock anfühlte und sie auf eine Nachricht von Kade wartete, dass mit ihm alles in Ordnung war.

Normalerweise wäre sie einfach auf ihr Schneemobil gesprungen und unangemeldet zu ihr rübergefahren, aber das war die Zeit im Jahr, in der Jenna Ungestörtheit schätzte - und sogar darauf bestand. Mit dem Jahrestag von Mitchs und Libbys Tod im November tat sich ihre Freundin immer schwer, und es kränkte Alex, dass Jenna es vorzog, sich lieber alleine zu quälen, als sie darum zu bitten, ihr in dieser schweren Zeit beizustehen.

Außerdem kam es Alex komisch vor, dass sie kein Wort mehr von Jenna gehört hatte, seit sie sich zuletzt gesehen hatten.

Mehr als ein oder zwei Tage ohne wenigstens einen Anruf oder eine Stippvisite waren ungewöhnlich für Jenna, egal zu welcher Jahreszeit.

Alex nahm ihr Telefon, um sie anzurufen, und bemerkte, dass das Lämpchen am Anrufbeantworter leuchtete. Wahrscheinlich Jenna, dachte Alex mit einem leisen, erleichterten Lachen. Wahrscheinlich hatte sie ihr eine Nachricht hinterlassen und gefragt, warum Alex sie nicht angerufen hatte oder vorbeigekommen war. Alex gab ihren Zugangscode ein und wartete, dass die Nachricht abgespielt wurde.

Es war nicht Jenna. Eine Kundin auf ihrer Lieferroute, eine frischgebackene Mutter mit einem kranken Baby, deren Mann für etwa sechs Monate an der Pipeline arbeitete, wollte wissen, ob Alex ihr Säuglingsnahrung und Benzin für den Generator ihrer Blockhütte rausbringen könnte. Beides war ihr gerade ausgegangen, und sie machte sich Sorgen, dass der angekündigte Schneefall die Lage noch verschlimmern könnte. Der Anruf war von gestern früh. Von vor mehr als vierundzwanzig Stunden.

„Verflixt!“, flüsterte Alex.

Die Hütte der Frau lag nur etwa zehn Meilen außerhalb der Stadt, aber der Gedanke, sich vor Tagesanbruch aus Harmony hinauszuwagen, gerade jetzt, wo höchstwahrscheinlich die wilde Kreatur in der Dunkelheit lauerte, ließ Alex eine ganze Weile zögern.

Andererseits, konnte sie sich wirklich hier in ihrem Haus zurücklehnen und alle anderen sich selbst überlassen, nur weil sie Angst hatte? Hatte sie Kade nicht eben erklärt, dass es vorbei war mit dem Verstecken und Weglaufen und Sich-von-dem-Bösen-in-die-Ecke-drängen-lassen? Das Böse, von dem sie immer gewusst hatte, dass es existierte, dem gegenüberzutreten sie aber zu feige gewesen war?

Das war ihr Ernst gewesen.

Kade hatte ihr die Kraft gegeben, sich ihren Ängsten zu stellen.

Und die Tatsache, dass er genau jetzt irgendwo da draußen war und für sie kämpfte - sowohl für die Menschheit als auch für den Stamm -, verlieh Alex ein noch größeres, neues Gefühl der Stärke. Edel und mutig war er, Kade, ihr Mann und Gefährte. Er liebte sie. Und dieses Wissen gab ihr Auftrieb. Sie brauchte sich vor nichts mehr zu fürchten.

„Komm, Luna.“ Alex machte dem Wolfshund ein Zeichen, ihr zu folgen, ging aus der Küche und nahm ihren Parka vom Haken. Sie stieg in ihre Stiefel und griff sich den Schlüssel des Schneemobils. „Auf, wir machen eine Tour, Mädel.“

Und auf dem Rückweg von ihrer Lieferfahrt würde sie einen Abstecher zu Jennas Haus machen, nur um sich zu überzeugen, dass auch mit ihr alles okay war.

 

„Wir haben sieben Lakaien gezählt, die an der Süd- und Westseite des Geländes patrouillieren“, sagte Kade, als er und Brock von einem kurzen Erkundungstrip zur Minengesellschaft zurückkehrten. „Alle mit halb automatischen Sturmgewehren und mit Funkgeräten, soweit wir sehen konnten. Draußen keine Spur vom Gen-Eins-Killer oder von Dragos' Mann, also halten die sich wohl irgendwo drinnen versteckt.“

Tegan nickte zustimmend, dann kam Chase mit seinem Bericht von der anderen Seite ihres Zielobjekts. „Vier Lakaien als Wächter vor dem Eingang, und noch ein paar überwachen den östlichen Bereich der Einzäunung. Und ich wette, das sind noch nicht alle. Wir werden noch mehr von diesen Scheißkerlen finden, wenn wir drin sind. Die einzige Frage ist, wie viele.“

„Egal.“ Hunters Stimme war völlig monoton, eine schlichte, kalte Feststellung.

„Lakaien haben minderwertige, menschliche Reflexe. Unabhängig von ihrer Anzahl oder ihrer Bewaffnung ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie uns alle ausschalten können. Sie stellen für unsere Mission nur vorübergehend ein Hindernis dar.“

„Richtig“, bestätigte Tegan trocken. „Sobald wir auf das Gelände eingedrungen und an den Lakaien vorbei sind, haben wir zwei Ziele. Feststellen, ob der Älteste drinnen festgehalten wird, und wenn ja, wo. Zweitens greifen wir uns den Vampir, der den Laden leitet. Wenn er seine Befehle von Dragos erhält, weiß er auch, wo Dragos ist und was er vorhat. Also schnappen wir uns diesen Hurensohn und bringen ihn zum Reden. Was bedeutet, dass wir ihn lebend brauchen.“

„Aber nicht unbedingt gut gelaunt“, meinte Chase gedehnt. Seine Fangzähne waren in Erwartung der bevorstehenden Schlacht schon zu sehen. „Wir müssen bloß darauf achten, dass sein Mund noch funktioniert.“

„Wir gehen möglichst unbemerkt rein“, fuhr Tegan fort und warf dem Krieger aus zusammengekniffenen Augen einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder an die gesamte Gruppe wandte. „Dafür teilen wir uns in Teams auf und bahnen uns, so gut es geht, einen Weg durch die Sicherheitseinheiten der Mine - aber leise. Keine Schüsse, nur wenn es wirklich nicht anders geht. Je näher wir an den Mineneingang rankommen, ohne die ganze Belegschaft auf unsere Anwesenheit aufmerksam zu machen, umso besser.“

Die Gruppe von Kriegern antwortete mit zustimmendem Nicken.

„Wir brauchen ein Frontteam, das die Wachen am Tor ausschaltet“, sagte Tegan und sah Kade und Brock an. Auf ihre Zustimmung hin richtete er den Blick auf Chase. „Wir beide durchsuchen und sichern die Außengebäude und Container und sorgen dafür, dass Hunter freie Bahn zum Mineneingang hat.

Sobald die Lakaienwachen außer Gefecht gesetzt sind, brauchen wir alle Mann, um vorzurücken und in die Mine einzudringen.“

„Klingt gut, der Plan“, bemerkte Brock.

Kade nickte, und sein Blick traf sich durch den feinen Schneefall, der vor einigen Minuten eingesetzt hatte, mit dem seines Freundes. „Na dann mal los.“

„In Ordnung“, sagte Tegan. „Jeder weiß, was zu tun ist. Sichert und ladet, und dann nichts wie los.“

Die Krieger teilten sich in die zugewiesenen Teams und zogen ab. Ihre übernatürliche Geschwindigkeit und Wendigkeit würden ihnen bei ihrer Mission zugutekommen, besonders weil, wie Hunter erklärt hatte, die Lakaien trotz ihrer Anzahl im Nachteil waren, einfach weil sie menschlich waren. Die schnellen Bewegungen der Krieger, mit denen die Schar von Stammesvampiren jetzt die Einzäunung stürmte und mit fließender Anmut federnd über die gut drei Meter hohe Barriere setzte, waren für menschliche Augen nicht wahrnehmbar.

Kade war der Erste, der über den Zaun sprang. Er landete auf einem Lakaien, der an der Baracke am Eingang Wache stand, warf ihn auf die gefrorene Erde und brachte seinen erschrockenen Warnruf zum Schweigen, indem er ihm sofort eine Klinge durch die Kehle zog. Als er die Leiche in die Baracke schleifte, sah er, dass Brock sich ebenfalls innerhalb der Einzäunung befand.

Der schwarze Krieger hatte seinen Lakaien eliminiert, indem er ihn am Hals gepackt und ihm mit einer heftigen Drehung das Genick gebrochen hatte.

Gemeinsam machten sich die beiden Krieger zum nächsten Punkt ihres Angriffs auf. Kade sprang auf das Dach des nächststehenden Gebäudes, während Brock um die Ecke eines Schuppens verschwand. Kade erspähte sein Opfer unter sich auf dem Boden. Der Lakai patrouillierte in dem Bereich zwischen der Einzäunung und einem der Wellblechanhänger mit Ausrüstung auf und ab, und sein wachsamer Blick war in die leere Dunkelheit jenseits des Zauns gerichtet. Er gab nur einen leisen, überraschten Grunzlaut von sich, als Kade sich vom Dach auf ihn stürzte und ihn rasch erledigte.

Auch Brock hatte einen weiteren Lakaien abgehakt. Er warf die schlaffe Leiche seines zweiten Opfers neben Kades.

Weiter vorn, durch den zunehmend dichter werdenden Schneefall nur schemenhaft zu erkennen, ließ Tegan gerade den leblosen Körper eines hünenhaften Lakaien sinken und entwaffnete ihn. Noch ein Stück weiter in Richtung des Pfads, der zum Mineneingang führte, konnte Kade Hunters riesige Gestalt ausmachen; der Gen-Eins-Killer ging gerade um zwei soeben getötete Lakaien herum, die als zusammengesackte Haufen zu seinen Füßen lagen.

Kade ließ den Blick suchend über das restliche Gelände wandern und entdeckte das letzte Teammitglied in der Nähe der Frachtcontainer. Chase hatte einen Lakaien bei der Kehle gepackt und hielt den zappelnden Geistsklaven in einem quälend langsamen Würgegriff, sodass seine Stiefel einige Zentimeter über dem Boden baumelten. Der Lakai schlug wild um sich und zuckte in seinem Todeskampf.

„Mach ein Ende“, murmelte Kade, als er Chase' vor rasender Wut verzerrtes Gesicht sah. Neben sich hörte Kade Brock knurren, der den mit seinem Opfer spielenden Krieger ebenfalls gesichtet hatte.

In diesem Moment zückte Chase sein Messer und hob es zum Todesstoß.

Da nahm Kade auf der anderen Seite des Weges eine schnelle, schattenhafte Bewegung wahr - ein weiterer Lakai trat auf die Außentreppe eines der umstehenden Gebäude heraus. Er hatte sein Gewehr auf Chase gerichtet und war im Begriff abzudrücken.

„Verdammt noch mal“, fauchte Kade, hob seine eigene Waffe und legte auf die plötzliche Bedrohung von Sterling Chase' Leben an. Tegans Warnung gellte durch seinen Kopf, nur im absoluten Notfall zu schießen.

Scheiße!

Er musste es tun. Wenn nicht, würde der Orden im nächsten Sekundenbruchteil einen Krieger verlieren. Kade feuerte.

Der Schuss krachte wie ein plötzlicher Donnerschlag. Oben auf der Treppe explodierte der Kopf des Lakaien in einer Blutfontäne, als Kades Kugel sein Ziel exakt traf. Der leblose Körper stürzte über die Treppenkante und landete mit einem lauten Aufschlag auf der Erde.

Gleichzeitig ging im Inneren der Gebäude der Alarm los. Das Schrillen der Sirenen erfüllte das gesamte Gelände und löste augenblicklich Chaos aus.

Bevor Kade Gelegenheit hatte, seinen Schritt zu bereuen, der seinem Bruder zwar das Leben gerettet, aber vermutlich ihre ganze Mission gefährdet hatte, strömte aus allen Richtungen eine ganze Armee von Lakaien herbei. Überall brachen Schießereien aus. Kade und Brock hechteten Schutz suchend hinter das nächste Gebäude und erwiderten dabei das Feuer einer Gruppe von Lakaien wachen, die vom Weg her gegen sie vorrückte.

Durch den Vorhang des immer dichter werdenden Schneefalls bemerkte Kade eine zusätzliche Kompanie von Lakaien in der Nähe des gedrungenen Klinkergebäudes, das den Eingang zur Mine sicherte. Etwa ein Dutzend von ihnen verteilten sich, um die Vorderseite des Gebäudes zu verteidigen, während hinter ihnen im Gebäude weitere auftauchten. Die schmalen Fenster wurden aufgestoßen und starrten nur so von Gewehrläufen - den langen schwarzen Läufen hochkalibriger Halbautomatikgewehre.

Der Kugelhagel kam aus allen Richtungen, als Kade und die anderen versuchten, die Linie niederzumähen und sich einen Weg zum Eingang der Mine freizuschießen, offenbar dem Schaltzentrum von Dragos' hiesiger Operation. Die Krieger konnten mehrere Ziele ausschalten, allerdings nicht ganz ohne Verluste auf der eigenen Seite. Obwohl ihre Stammesgene dafür sorgten, dass sie eine herannahende Kugel schnell vorhersehen und ihr ausweichen konnten, verlor man im Eifer des Gefechts doch leicht die Orientierung - und möglicherweise sein Leben.

Kade bekam einen hässlichen Streifschuss an der Schulter ab, als er auf die Lakaien feuerte. Neben ihm wich Brock einer Kugel aus und entging einer zweiten nur knapp. Die übrigen Krieger standen ähnlich unter Beschuss und revanchierten sich ebenbürtig. Lakaien brachen an ihren diversen Positionen zusammen, bis nur noch ein paar hartnäckige Wachen vor dem Mineneingang die Stellung hielten.

Dann, wie um die Herausforderung auf die Spitze zu treiben, öffnete sich die Stahltür des Gebäudes, und ein riesiger, schwarz gekleideter Schatten kam zum Vorschein.

„Der Killer“, zischte Kade Brock zu, als der gewaltige Gen Eins, den er vor einigen Tagen zusammen mit Dragos' Leutnant gesehen hatte, heraustrat, um sich an dem Gefecht zu beteiligen.

Kaum hatte er es gesagt, brach plötzlich ein Krieger aus der Formation aus und stürzte mit blitzendem Mündungsfeuer auf ihn zu.

Wahnsinn!

Das war Hunter.

„Gebt ihm Deckung!“, schrie Tegan, aber Kade und die anderen waren schon dabei, sprangen aus ihren Positionen und stürzten hinter den ehemaligen Killer, um ihren Feinden einen vernichtenden Kugelhagel zu verpassen und den Mineneingang zu stürmen.

Einige Meter vor ihnen wirbelten Hunters entschlossene Schritte die Schneedecke auf, als er sich duckte, um dem Kugelhagel auszuweichen, der von vorne rechts auf ihn niederging. Eine zweite Salve ertönte, und der Gen Eins wurde in den linken Oberschenkel getroffen. Dann noch mal in die rechte Schulter.

Hunter wankte kaum, als die Geschosse sein Fleisch zerfetzten. Mit gesenktem Kopf warf er seine Waffe zu Boden und arbeitete sich wie ein Bulldozer in einem Tempo voran, dem nur die Augen von Stammesvampiren folgen konnten. Seine ganze Wut, seine ganze tödliche Entschlossenheit konzentrierten sich auf den anderen Gen-Eins-Killer, den Stammesvampir, der genau wie er gezüchtet und auf eine einzige Sache abgerichtet worden war: zu töten.

Im selben Moment, als Hunter schoss, ließ der Killer sein Gewehr fallen und sprang mit einem Satz in die Luft. Die beiden Gen Eins prallten zusammen, Muskeln und Knochen krachten gegeneinander. Während sie in einem grausamen Zweikampf zu Boden gingen, der erst zu Ende sein würde, wenn einer von beiden tot war, rückten die übrigen Krieger rasch an, um die restlichen Lakaien niederzumähen, die die Mine bewachten.

Beide Kämpfe waren wild und blutig und schienen sich in einem Zeitvakuum abzuspielen - gleichzeitig in quälend langsamer Zeitlupe und in Lichtgeschwindigkeit.

Kade und die anderen näherten sich dem Mineneingang. Blut, Knochen und Kugeln stoben durch die schneeerfüllte Dunkelheit. Die Lakaien fielen nun in größerer Zahl, ihre Todesschreie gellten durch die Nacht, und immer noch schrillten und heulten die Alarmsirenen der Mine.

Und auf der Erde wälzten sich Hunter und der Gen-Eins-Killer in einem ununterscheidbaren Knäuel und hämmerten mit Fäusten aufeinander ein. Als Kade neben dem Eingang einen weiteren Lakaien erledigte, sah er in der Dunkelheit die Fangzähne des Killers aufblitzen. Der Gen Eins riss sein Maul auf und schlug die Zähne heftig in Hunters Schulter.

Kade stand gerade nicht unter Beschuss und konnte das Feuer auf den Bastard eröffnen, aber in all dem Chaos, das um ihn tobte, hatte er nur eine jämmerlich geringe Chance. Wenn er danebentraf konnte er Hunter eine Kugel in den Kopf jagen.

Er stieß einen Fluch aus und legte an - da packte Hunter den Killer an seinem schwarzen Polymerhalsband und warf ihn von sich herunter. Dann sprang er ihm auf den Brustkorb. Stumm und gnadenlos packte er den riesigen kahlen Kopf mit beiden Händen und schlug ihn hart auf die schneebedeckte Erde.

Kade spürte den dumpfen Aufschlag unter seinen Stiefeln vibrieren.

Der Killer bewegte sich jetzt schwerfälliger, aber Hunter war noch nicht fertig mit ihm. Mit verbissener Effizienz und unbarmherziger Kraft hob er den schweren Körper des anderen hoch und warf seinen kampfunfähigen Gegner durch die Luft. Der krachte gegen einen der Frachtcontainer, und sein elektronisches Halsband sprühte Funken, als er gegen den gewellten Stahl prallte.

„Oh Scheiße!“, schrie Kade, der aus erster Hand wusste, was diese Halsbänder konnten. „Achtung, UV-Strahlung - alles runter!“

Seine Anweisung ließ Hunter und die übrigen Krieger sofort in Deckung gehen. Kaum hatten sie sich zu Boden geworfen, folgte ein blendender Blitz aus reinem weißem Licht. Der ultraviolette Strahl schoss neben dem Kopf des Killers hervor und durchschnitt in einer sauberen Linie Haut, Gewebe, Sehnen und Knochen. Als er einen Moment später erlosch, lag der riesige Gen-Eins-Killer als kaputter Haufen im schmelzenden Schnee, der kahle, glyphen-bedeckte Kopf säuberlich abgetrennt neben ihm.

Prompt zog Hunter eine Pistole aus seinem Waffengürtel und feuerte mehrere Salven auf die Handvoll Lakaien ab, die, von der Lichtexplosion vorübergehend geblendet, durch die Gegend taumelten. Kade und die übrigen der Gruppe schlossen sich an, und schon wenig später stand ihnen auf ihrem Vormarsch zum Mineneingang nichts mehr im Weg - außer dem Schlachtfeld voll Leichen.

Tegan trat die Stahltür auf und ging voran. Der Empfangsraum des Gebäudes war bis auf einige weitere tote Lakaien und ein paar Überwachungskameras leer. Am Ende des Raums war eine weitere Tür, ebenfalls aus Stahl, allerdings mit einem schweren Riegel und einem Drehkreuzschloss gesichert wie ein Banktresor.

„Brock“, sagte Tegan. „Verpass dem Teil mal eine Ladung C-4.“

Brock trat vor und setzte den schwarzen Munitionsranzen ab. Er nahm einen der hellen Blöcke des explosiven Materials heraus und schnitt ein kleines Stück davon ab. Während er es an die Stahltür drückte und die Zünder anbrachte, zogen alle nach draußen ab und hielten sich die Ohren zu. Brock drückte auf den Auslöser und sprengte die Tür auf.

„Wir sind drin“, sagte er, als sich der wallende Rauch und Staub wieder legten.

Sie zogen die zerstörte Tür auf und schlichen in den Korridor, der dahinterlag.

Auf der einen Seite reihten sich Schlafräume aneinander, vermutlich für die Lakaien, die die Einrichtung bewachten. Etwas weiter gab es einen Lagerraum, eine einfache Küche und noch etwas weiter einen Kommunikationsbereich, der so aussah, als hätte das Personal ihn erst vor Kurzem geräumt.

Die Krieger setzten ihre Durchsuchung fort, vorbei an einem spartanischen Quartier, das nicht mehr war als ein gefängnisartiger Raum ohne Licht oder Schlafplatz, nur mit einer ordentlich gefalteten Decke auf der Erde. Auf einem kleinen Hocker in der Ecke lagen eine geöffnete Munitionsschachtel und die Scheide eines großen Dolches.

Unbewegt sah Hunter in den Raum. „Hier hat der Killer geschlafen.“

Die kalte Zelle stand in scharfem Kontrast zu den exklusiven Wohnquartieren, auf die die Gruppe ein paar Meter weiter stieß. Durch eine halb offene Tür warf Kade einen flüchtigen Blick auf dunkles, poliertes Holz und luxuriöse Möbel. Hinter einem schimmernden Kirschholzschreibtisch stand ein lederner Ohrensessel, der sich immer noch leicht drehte - noch in Bewegung von dem Letzten, der darauf gesessen und ihn offenbar eilig geräumt hatte.

Kein Zweifel, diese schicke Suite gehörte Dragos' Leutnant.

Kade zeigte den Gang hinunter, zum letzten Raum, bevor der Korridor sich zum eigentlichen Minenschacht öffnete. „Er kann nur da langgelaufen sein.“

„Ja.“ Tegan warf ihm einen zustimmenden Blick zu. „Direkt in die Falle.“

Er winkte den anderen, ihm zu folgen, und ging voran in den finsteren Schlund des Korridors.

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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